Die Fachmesse für den Investitionsbedarf des Handels, die EuroShop 2020, schloss am Abend des fünften Messetages am 20. Februar in Düsseldorf ihre Tore: Und auch wenn die rund 2.300 Aussteller aus 57 Nationen überwiegend von guten Kontakten und Geschäftsabschlüssen sprachen, so verlief diese EuroShop im Vergleich zu vorangegangenen Messen früherer Jahre unter ganz anderen Vorzeichen… 

Waren es 2017 noch 113.906 Besucher aus 138 Ländern und 2.368 Aussteller aus 61 Ländern, so musste die Messe Düsseldorf unter den unvermeidlichen Auswirkungen des Corona-Virus empfindliche Einbußen hinnehmen. Und zwar bei der Zahl der ausstellenden Unternehmen – die Messe Düsseldorf spricht aktuell von rund 2.300 Ausstellern aus 57 Nationen – vor allem aber auch bei der Anzahl der Fachbesucher: ca. 94.000 sollen es gewesen sein, die den Weg nach Düsseldorf angetreten sind. Bedingt durch die aktuelle Situation rund um das Coronavirus kamen so 19.000 Besucher weniger als zur Rekordveranstaltung 2017.

Angesichts der Entwicklung des Corona-Virus von vereinzelten Krankheitsfällen in China und Südkorea Ende Januar, Anfang Februar, hin zu ersten Befürchtungen einer Pandemie mit vielen Krankheitsfällen in europäischen Ländern und vor allem in Norditalien, kann sich die EuroShop glücklich schätzen, dass die Messe noch hat stattfinden können. Mittlerweile sind viele andere Messen und Veranstaltungen in Europa bereits abgesagt worden: Die Light & Building, die ITB in Berlin, die Industriemesse in Hannover, die Eisenwarenmesse in Köln, die Leipziger Buchmesse und so weiter und so fort.

Die Aussteller der EuroShop lobten vor allem die hohe Internationaliät der EuroShop. Rund 70 Prozent des EuroShop-Publikums reiste in diesem Jahr aus dem Ausland an. Große Delegationen kamen z.B. aus Brasilien, Australien und Neuseeland. Insgesamt konnte mit 142 Ländern auf Besucherseite die Anzahl der vertretenen Nationen im Vergleich zur Vorveranstaltung in 2017 noch einmal gesteigert werden.„Dieses hohe internationale Interesse dokumentiert mehr als deutlich die Dynamik der weltweiten Handelswelt und die Sonderstellung der EuroShop als deren wirtschaftlicher Motor“, so Michael Gerling, Vorsitzender des EuroShop-Beirats und Geschäftsführer des EHI Retail Institute Köln. „Der Erfolg des Online-Handels spornt die Händler geradezu an: Sie haben erkannt, dass sie den Kunden über das Sortiment hinaus Gründe geben müssen, in den Laden zu kommen. Durch den Wettbewerb wurde der gesamte Einzelhandel in seinem Niveau nach oben gedrückt. Es wird in Ladenbau investiert, in die Schaffung von Erlebniswelten“, erläutert Gerling und ergänzt: „Darüber hinaus boomt die Digitalisierung im Handel. Sie ermöglicht es dem Händler einerseits, dem Kunden noch mehr Services anzubieten sowie On- und Offlinekanäle miteinander zu verknüpfen, andererseits vereinfacht sie Prozessabläufe, Logistik und vieles mehr.“ Auf der EuroShop 2020 stand die Digitale Transformation deshalb auch im Hinblick auf größtmögliche Energieeffizienz und Nachhaltigkeit im Fokus.

Wie sich auch in den nachfolgend präsentierten Messe-Statements der Aussteller bestätigt, stellten diese wiederholt die hohe fachliche Qualifikation der Besucher heraus, insbesondere deren ausgeprägte Entscheidungskompetenz, denn 70 Prozent der Messegäste gehörten dem internationalen Top-Management an. Viele von ihnen nutzten ihren EuroShop-Besuch auch dazu, bei den insgesamt acht Stages Best-Practice-Beispiele kennenzulernen und sich über zukunftsweisende Trends im Handel zu informieren. Vorträge und Seminare für den Wissentransfer werden für Messen immer wichtiger: Die wechselnden Vortragsprogramme der einzelnen Stages, z.B. zu Themen der Retail Technology, zu Architektur und  Store Design oder zu Expo und Event waren gut besucht, wie auch die zahlreichen Specials der EuroShop, darunter insbesondere das Start-up hub, das Designer Village und die Premium City. Insgesamt kann man für diese unter schwierigen Rahmenbedingungen stattfindende EuroShop 2020 konstatieren, dass sie sich dennoch als das präsentiert hat, was sie immer schon ist, nämlich die weltgrößte Fachmesse für den Investitionsbedarf des Handels. Die weiter steigende Internationalität bei den Besuchern und Ausstellern der EuroShop zeigt, dass Retail heute immer mehr ein globales Thema ist und die fortschreitende Digitalisierung befeuert die Etablierung eines „Global Retail Thinking“.

Dennoch lässt sich nach Beendigung der EuroShop 2020 feststellen, dass beim immer noch hochaktuellen Thema Digitalisierung die Zeit ungehemmter Innovationsfreude langsam vorbei ist. Damit meine ich nicht, dass hier schlechte Laune verbreitet werden soll, nach dem Motto „The Party is over“. Vielmehr werden Innovationen immer stärker kritisch hinterfragt auf ihren unmittelbaren Kundennutzen und –  sollte sich dieser nicht sofort erschließen – heißt es von Seiten der Retailer schnell „Finger weg“. KI, Trackingverfahren oder Augmented Reality standen auf der EuroShop nicht mehr in der allerersten Reihe, sondern aus der Sicht des „Global Retail“ mit einem „real existierenden Point of Sale“ fügt sich der Datenraum zunehmend in den Erlebnisraum ein. Dies sind durchaus ernst zunehmende Anzeichen dafür, dass die Experimentierphase im Prozess der Digitalisierung langsam vorüber ist und wir uns bereits in der Phase der Konsolidierung befinden. Und auch das Verbraucherverhalten ist bekanntermaßen nicht statisch, sondern dynamisch. Wir sehen aktuell einen Trend, dass besonders Nachhaltigkeitsaspekte immer nachdrücklicher von den Konsumenten gefordert werden, sei es im Bereich der Energieeffizienz, beim Recycling oder auch beim verantwortungsvollen und anwendungsgerechten Einsatz der passenden Materialien. Und gerade hier präsentierte die EuroShop eine unglaublich breite Palette an Lösungen. Die nächste EuroShop findet wieder im Jahr 2023, vom 26. Februar bis zum 02. März, auf dem Messegelände in Düsseldorf statt, dann hoffentlich frei von krankheitserregenden Einflüssen.

Der ausführliche Artikel inklusive Aussteller-Statments als PDF...