Von Robert Hoffmann, CEO Concardis und Nets Merchant Services.

Wenn eines bereits am Anfang des Jahres 2021 feststeht, dann dass sich der Umgang mit dem Bezahlen in der DACH-Region in den vergangenen Monaten grundlegend verändert hat. Das bestätigen aktuelle Erhebungen zum Zahlverhalten sowie eine Auswertung der Transaktionsdaten von Concardis-Händlern in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus dem letzten Jahr. Für den Handel eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten. 

 Der Anteil kontaktloser Zahlungen per NFC (Near-Field Communication) hat im Frühjahr 2020, mit der ersten Welle der Pandemie, sprunghaft zugenommen und ist seither stetig gestiegen. In Deutschland zahlten noch im Januar gerade einmal die Hälfte der Bundesbürger kontaktlos, wenn dafür die Karte eingesetzt wurde. Nach den staatlich verordneten Schließungen Ende März lag der Anteil bereits bei 69 Prozent; zum Jahresende waren es 73 Prozent.

Auch in der Schweiz und Österreich zeigt sich dieses Bild. Wobei die Schweizer schon vor der Pandemie mit 61 Prozent einen höheren Anteil an Kontaktloszahlungen hatten. Zum Jahresendgeschäft stieg der Anteil hier auf teils deutlich über 80 Prozent.  Das zeigt, dass hier ein grundsätzliches Umdenken stattgefunden hat. Vorbehalte gegenüber der Technologie haben sich nachhaltig abgebaut – insgesamt hat sich der jahrelange Trend hin zu bargeldlosen Zahlungsarten an der Ladenkasse deutlich beschleunigt. Laut einer aktuellen Studie der Bundesbank zum Bezahlverhalten 2020 ist der Anteil bargeldloser Zahlungen im Vergleich zu den Erhebungen 2017 um beträchtliche 14 Prozentpunkte auf 40 Prozent gestiegen. Und Ad-hoc-Befragungen der Europäischen Zentralbank (EZB) vom Juli 2020 zeigen, dass vier von zehn Verbrauchern, die in der Pandemie seltener Bargeld an der Kasse verwenden, das auch nach der Corona-Zeit beibehalten wollen.

Die Gründe liegen auf der Hand: Die Konsumenten haben erfahren, dass Bezahlen per „tab and go“ oft schneller geht, man bei Beträgen unter 50 Euro nicht einmal eine PIN oder Unterschrift braucht. Und Befürchtungen hinsichtlich Sicherheit und möglichem Missbrauch haben sich nicht bestätigt. Auch der Handel hat große Schritte nach vorn gemacht: Immer mehr Händler bieten Kunden Kartenzahlung nicht nur an, sondern fordern sie aktiv dazu auf. Die Unternehmer haben die Vorteile von überwiegend bargeldlosen Transaktionen erlebt und alte Ressentiments abgebaut: Bargeldhandling ist teuer – die Transaktionsgebühren sind dagegen seit der Regulierung 2015 deutlich gesunken. Bei Kartenzahlung kann sich niemand beim Rückgeld verzählen und niemand kann in die Kasse greifen. Je nach Lösung sind die Umsatzreportings vollautomatisiert und gehen direkt an die Buchhaltung. Gerade für diese unwägbare Zeit, in der staatlich angeordnete Schließungen viele Händlerbranchen existentiell bedrohen, kann dieses neue Verhalten der Konsumenten an der Ladenkasse eine Chance sein, neue Umsatzwege zu gehen. Die Lösungen sind bereits etabliert: von mobilen Terminals für den Außer-Haus-Verkauf über innovatives Payment via einfachen Zahlungslink für den Verkauf auf Social Media bis hin zum parallelen Absatz über einen vorkonfigurierten Webshop mit integriertem Payment. Und 2021 hat gerade erst begonnen.