Mehr Restmüll: Verunsicherung schlägt auf die Recyclingquote der Deutschen
Heft 5.2020: Recycling
Der durchschnittliche Deutsche verbraucht pro Jahr 207 Plastikflaschen, 94 Einwegkaffeebecher und 190 Joghurtbecher. Hinzu kommen pro Person im Schnitt 127 Getränkedosen, 158 Gläser und Glasflaschen sowie fast 600 Karton- und Wellpappverpackungen – vom Paket des Onlinehändlers bis zur Müslipackung. Das ergab die Umfrage „Cost of Confusion“ von DS Smith, einem der weltweit führenden Unternehmen für innovative, nachhaltige Verpackungslösungen.
Wohl fühlen die Deutschen sich dabei nicht, wie die Umfrage zeigt. Im Schnitt gaben drei Viertel der Befragten an, in Anbetracht der produzierten Müllmengen mindestens gelegentlich ein schlechtes Gewissen zu haben. Ein Blick in die unterschiedlichen Altersgruppen enthüllt hier Parallelen zum Fridays for Future Trend: Während ungefähr 80 Prozent der 18 bis 44-jährigen einräumen, dass Ihre Abfallberge häufiger Schuldgefühle in ihnen auslösen, steigt mit zunehmendem Alter auch die Gelassenheit. So bestätigen dies in der Gruppe der 45 bis 54-jährigen nur noch 64 Prozent und unter den über 55-jährigen nur noch 60 Prozent. Das schlechte Gewissen veranlasst viele Konsumenten dazu, ihre Verhaltensweisen zu überdenken. Ein erster Schritt ist dann meist der Versuch Müll zu vermeiden. 46 Prozent der Befragten gaben an, Einwegprodukte, wie beispielsweise Trinkhalme, zu meiden. 45 Prozent setzen auf wiederverwendbare Flaschen oder Kaffeebecher. Weitere beliebte Strategien sind die Nutzung von Brotboxen statt Folie beim Transport von Lebensmitteln (43 Prozent) und der Wechsel zu wiederaufladbaren Geräten ohne Batterien (35 Prozent).
Drei Viertel der Deutschen sind unsicher beim Recycling
Wenn doch konsumiert und verbraucht wird, geht es ans Recycling. Doch gerade in der vermeintlichen Paradedisziplin der Deutschen schlummert noch viel Verbesserungspotenzial. Während 44 Prozent der befragten Deutschen in einer im November 2019 von DS Smith veröffentlichten Umfrage zur Kreislaufwirtschaft angaben, heute mehr zu recyceln als noch vor fünf Jahren, zeigt die aktuelle Studie, dass große Mengen Müll von den Verbrauchern falsch getrennt werden. Obwohl Deutschland seit den 1970er Jahren große Anstrengungen in diesem Bereich unternommen hat, gibt es in Teilen der Bevölkerung immer noch eine gewisse Unsicherheit, wenn es um Recycling und die genauen Vorgaben geht. So sind sich rund 28 Prozent der Befragten regelmäßig nicht sicher, ob eine Verpackung recycelbar ist. 43 Prozent geht es immerhin gelegentlich so.
Ältere fühlen sich sicherer bei den Recyclingregeln
Auch hier lohnt sich die getrennte Aufstellung nach Altersgruppen, die zur Erklärung der oben genannten Unterschiede in puncto schlechtes Gewissen beitragen kann: Während die über 55-jährigen in der Befragung im Schnitt zu 79 Prozent angaben sich der Regeln für Recycling grundsätzlich im Klaren zu sein, gilt dies nur für 57 Prozent der 18 bis 24-jährigen. Ein Blick in die verschiedenen Abfallkategorien offenbart ebenfalls Unterschiede: Die größten Schwierigkeiten beim Recycling bereiten den Deutschen Elektronikgegenstände (40 Prozent), gefolgt von Batterien (28 Prozent), Metallprodukten (27 Prozent) und Plastik (25 Prozent).
Mehr Restmüll durch „risikoaverses Recycling“
Die neuen Studienergebnisse zeigen, dass mehr als vier von zehn Deutschen (45 Prozent) dazu tendieren „auf Nummer sicher“ zu gehen und die Verpackung in den Restmüll zu werfen, sobald sie unsicher sind, ob eine Verpackung recycelt werden kann. Eine deutliche Mehrheit von 68 Prozent gibt hierbei an mindestens gelegentlich Gegenstände in den Restmüll zu werfen, von denen sie glauben, dass sie recyclebar sind. Nach Gründen gefragt, machen rund 23 Prozent von ihnen dafür hauptsächlich eine mangelhafte Kennzeichnung verantwortlich, 27 Prozent verunsichert vor allem die Kombination verschiedener Materialien in einem Gegenstand. Die Experten von DS Smith haben für diesen Anteil an der Bevölkerung den Begriff des „risikoaversen Recyclers“ geschaffen. Ihr Wunsch, den Recyclingmüll nicht mit den falschen Abfällen zu kontaminieren, lässt für die deutsche Recyclingquote noch einige Luft nach oben. Das verdeutlicht auch die letzte Abfallstatistik des Umweltbundesamtes: von ca. 51,7 Mio. Tonnen Siedlungsabfällen, die in Deutschland im Jahr 2017 anfielen, wurden nur 67 Prozent stofflich verwertet.
Um den Verunsicherungen entgegenzuwirken hat DS Smith kürzlich die „Kreislauf Design Prinzipien“ veröffentlicht. Auf ihrer Basis können Verpackungen nachhaltiger und leicht wiederverwertbar gestaltet werden. Ein Service, den DS Smith seinen Kunden anbietet, um letztendlich auch den Konsumenten zu ermöglichen, leichter an der Kreislaufwirtschaft teilzuhaben und präziser zu recyclen. Die Prinzipien wurden in Zusammenarbeit mit der Ellen MacArthur Foundation entwickelt, einem globalen Vorreiter in Sachen Kreislaufwirtschaft.
„Es gibt in der deutschen Bevölkerung den unbestreitbaren Wunsch, bei der Klimakrise zu helfen. Viele Verpackungen sind jedoch noch immer nicht recycelbar, und die Menschen sind sich nach wie vor nicht immer sicher, welche Verpackung in welche Tonne gehört“, kommentiert Stefano Rossi, CEO bei DS Smith Packaging. „Wir haben unsere Kreislauf Design Prinzipien eingeführt, um Unternehmen dabei zu helfen, den Bedürfnissen der Bevölkerung nachzukommen. Durch die Einführung dieser Prinzipien fördern wir Recyclingfähigkeit als Designprinzip, vermeiden Abfall und Umweltverschmutzung, und erhöhen den Anteil von Wellpappverpackungen, die für die Kreislaufwirtschaft geeignet sind. Für Verpackungen, die nicht vollständig auf nachhaltiger Papierbasis hergestellt werden, geben wir darüber hinaus Tipps für genauere Recyclingangaben auf dem Produkt, damit Verbraucher leichter und mehr recyceln können.“
Zu viel des Guten: Die „Wish-cycler“
Den übervorsichtigen Recyclern gegenüber stehen die „Wish-Cycler“: Auch wenn sie Zweifel haben, ob ein Gegenstand recycelt werden kann, werfen sie ihn – in der Hoffnung das Richtige zu tun – in eine für das Recycling vorgesehene Tonne. Etwa 27 Prozent der Befragten fallen in diese Gruppe. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) gaben an dabei bereits Gegenstände in eine Recycling-Tonne geworfen zu haben, die nicht recycelbar waren. Jeder dritte unter ihnen wusste nach wie vor nicht, wie der Gegenstand hätte richtig recycelt werden sollen. Auch Bequemlichkeit spielt hier eine Rolle: Etwas mehr als einer von zehn Befragten (13 Prozent) räumte ein, Müll falsch entsorgt zu haben, weil es schlicht einfacher war, beispielsweise unterwegs. Fast die Hälfte (47 Prozent) nannten Unaufmerksamkeit als Grund, Müll schon einmal falsch getrennt zu haben.
Recycling einfacher gestalten
Ob risikoaverser Recycler oder Wish-cycler – in beiden Fällen ist das Kernproblem ähnlich gelagert. Ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit und ein Interesse an Recycling ist generell vorhanden. Jedoch führen laut Umfrage ein fehlender Überblick über die Recyclingregeln sowie eine fehlende oder mangelhafte Kennzeichnung der Verpackungen zu ungewünschten Ergebnissen. Auf die Bitte aus einer Liste mit Vorschlägen bis zu drei Punkte auszuwählen, die ihnen helfen würden, mehr zu recyceln, wählten jeweils über die Hälfte der Befragten (53 Prozent) genauere Angaben auf den Produkten und Verpackungen sowie Verpackungen, die sich insgesamt leichter trennen und recyceln lassen. Weniger effektive Motivation bieten dagegen finanzielle Anreize, die nur bei 34 Prozent der Befragten unter den Top drei Antworten waren, eine konsistentere Recyclingpolitik (30 Prozent), oder mehr Sammelstellen und Recyclingtonnen außerhalb des eigenen Heims (29 Prozent).
Um für Klarheit beim Thema Recycling zu sorgen, wurden die DS Smith Kreislauf Design Prinzipien entwickelt. Diese haben das Ziel, Abfall und Umweltverschmutzung zu vermeiden, die Wiederverwertbarkeit von Produkten und Materialien zu erhöhen und natürlichen Systemen die Möglichkeit zu geben, sich zu regenerieren. Ein optimiertes Kreislaufwirtschaftsmodell kommt dabei nicht nur der Umwelt zugute, sondern kann auch das Wachstum der Verpackungsindustrie vorantreiben.
Die fünf DS Smith Kreislauf Design Prinzipien lauten:
- Wir schützen Marken und Produkte – Designer müssen immer dafür sorgen, dass eine Verpackung ihren Inhalt erfolgreich schützt. Beschädigte Produkte durch schlechte Verpackung haben wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen.
- Wir verwenden nicht mehr Materialien als nötig – Ein optimierter Einsatz von Verpackungsmaterialien spart Ressourcen und reduziert Abfall.
- Wir entwerfen Designs für die Effizienz des Lieferzyklus – Unsere Designer steigern die Effizienz indem sie beispielsweise die Anordnung und Anzahl der Produkte innerhalb der Verpackung verändern und so Lager- und Transportplatz besser ausnutzen.
- Wir halten Verpackungsmaterialien in Gebrauch – Wir eliminieren Abfall, indem wir Verpackungsprodukte so lange wie möglich in Gebrauch halten. Wir können den Kreislauf für unsere Kunden innerhalb von 14 Tagen „schließen“, indem aus recycelten Verpackungen wieder neue Produkte werden.
- Wir finden einen besseren Weg –Wir ermutigen unsere Designer, den Status quo in Frage zu stellen, und unterstützen unsere Kunden in der Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft.