Verkauf 4.0: Der POS wird digitaler

Neben der industriellen Produktion wirkt sich die allgemeine Digitalisierung auch stark auf den klassischen Handel aus. Die neuen Technologien verändern dabei nicht nur den Vertrieb, sondern stellen gleichzeitig völlig neue Anforderungen an die Verkäufer.

Doch inwieweit profitieren eigentlich Einzelhändler von der Digitalisierung und welche Herausforderungen gehen mit der Entwicklung einher? Ein Beitrag von Fritz Meier, Spezialist im Bereich VKF und Marketing bei der Trensco GmbH.

Digitalisierung verändert den klassischen Handel

Zwar befindet sich die Digitalisierung im Handel noch in den Kinderschuhen, allerdings hat die Entwicklung schon heute massive Auswirkungen auf allgemeine Geschäftsabläufe. Während in der Vergangenheit vor allem das Telefon die Hauptschnittstelle zwischen Kunden und Verkäufern war, nutzen die meisten Kunden heute das Internet für Anfragen, Support, Käufe und andere Anliegen. Dabei werden in erster Linie digitale Kanäle wie E-Mails oder soziale Netzwerke für den Kontakt genutzt. Ein weiteres Phänomen der Digitalisierung ist die Tatsache, dass sich Kunden heute im Vorfeld auf Internetpräsenzen genauestens über Produkte informieren und so meistens genau wissen, was sie kaufen wollen. Auf diese Weise ändert sich ebenfalls das Aufgabenfeld von Verkäufern. Während früher eher die Überzeugungsarbeit eine Kernaufgabe von Verkäufern war, nehmen sie heute in erster Linie die Rolle eines Beraters und Kaufassistenten ein. Gerade am Point of Sale (POS) bietet die Digitaltechnik Unternehmen völlig neue Möglichkeiten.

Wie Einzel- und Fachhändler von dieser Entwicklung profitieren

Die Digitalisierung ist dazu in der Lage, Verkaufsprozesse innerhalb des Handels deutlich weniger aufwändig zu gestalten. So lassen sich Kaufvorgänge durch neue Technologien weitestgehend automatisieren, was sowohl den Personalaufwand, als auch die allgemeinen Kosten deutlich reduziert. Weiterhin werden ebenfalls die Verkaufsstellen immer digitaler. Neben der Vereinfachung von Bezahlungsvorgängen und Kaufabwicklungen via Kreditkarte oder Mobile-Payment, lassen sich mit der neuen Technik ebenfalls zusätzliche Kaufanreize am POS kreieren. Wichtige Faktoren sind in diesem Zusammenhang beispielsweise die Verfügbarkeit von kostenlosem WLAN innerhalb der Ladenfilialen sowie die Möglichkeit von internetbasierten Verfügbarkeitsanfragen oder speziellen Rabatten. Auch interaktive Plakatwerbung oder digitale Medien im Indoor- und Outdoor-Bereich mit Beratungsfunktion können dabei helfen die Kaufentscheidung des Kunden zu beeinflussen. Maßnahmen dieser Art können entweder in stationärer Form wie beispielsweise mit der Hilfe von Digital Walls oder mit mobilen Shopping-Assistenten realisiert werden.

Auswirkungen der Digitalisierung auf den Point-of-Sale

Eine der größten Herausforderungen in Bezug auf die Digitalisierung im stationären Handel besteht in der Verzahnung von Online- und Offline-Shopping. Hier haben Einzelhändler die Aufgabe das Kauferlebnis des Kundens und den Verkauf durch die digitalen Möglichkeiten zu verbessern. Ein Beispiel ist hier unter anderem die Bereitstellung eines 24-Stunden Einkaufs über internetfähige Geräte. Auf diese Weise können Kunden auch nach Ladenschluss nach Lust und Laune einkaufen, während sie ihre Ware dann ganz bequem am nächsten Tag vor Ort im Laden abholen können. Auch der direkt und sichere Versand von Waren und Stückgütern vom Point of Sale zu den Kunden ist dank der Digitalisierung heute kein Problem mehr. Angebote dieser Art sind für Einzelhändler sehr wichtig im Hinblick auf den Konkurrenzkampf mit reinen Online-Anbietern. Vor allem branchenübergreifende Unternehmen wie Amazon und eBay stellen hier eine ernste Gefahr für den klassischen Handel dar. Jedoch zeigte der Einzelhandel in der Vergangenheit, dass sie durch innovative Veränderungen durchaus im Wettbewerb bleiben und mit der Online-Konkurrenz mithalten können.

Für die Zukunft wappnen

Dass der Online-Handel auch zukünftig weiter an Relevanz gewinnen wird ist allgemein unumstritten. Jedoch können sich Unternehmen aus dem klassischen Handel mit gezielten Maßnahmen am POS durch rein internetbasierte Anbieter vor der Verdrängung effektiv schützen. Neben der Verzahnung von unterschiedlichen Verkaufs- und Vertriebskanälen, kann der Handel vor allem mit Qualität und persönlicher Beratung punkten. So ist ein umfangreicher Service bzw. eine kompetente Unterstützung in der Online-Welt häufig absolute Mangelware. Wichtig ist, dass sich Händler nicht nur ausschließlich auf die Technik konzentrieren, sondern bei der Integration von Digitaltechnik darauf achten, dass der Mensch weiterhin im Mittelpunkt steht.

Fazit

Da die Entwicklung im Einzelhandel und die genauen Auswirkungen der Digitalisierung sich nur sehr schwer abschätzen lassen, sollten betroffene Unternehmen unter keinen Umständen vorschnell auf die bevorstehende Revolution reagieren. Zu Gute kommt den Einzel- und Fachhändlern dabei die Tatsache, dass auch viele Verbraucher den kommenden Veränderungen eine abwartende Haltung entgegenbringen.